Weihrauchpräparat mit 85% Boswelliasäure

Weihrauchpräparat mit 85% Boswelliasäure

Hinweis: 18.4.19 –  Es gibt ein Update unter der Antwort

Sehr geehrter Herr Huber,

interessiert verfolge ich Ihre Beiträge auf Ihrem Blog und habe ebenso Ihr Weihrauchbuch erworben. Vielen Dank für Ihren Einsatz. Auf Grund einer Gelenkerkrankung nehme ich ein Präparat, das ich bei Amazon erworben habe. Dieses Präparat enthält 85% Boswelliasäuren aus dem indischen Weihrauch. Können Sie mit Ihrem Wissen dieses Präparat empfohlen, haben Sie es vielleicht selbst einmal eingenommen?

Wirkt es bei Gelenkserkrankungen?

Vielen Dank

MfG

 

Lieber Herr S,

vielen Dank für Ihre Frage…. Ich überlege, wie ich antworten soll ohne in die Schussbahn zu gelangen.

Es gibt meines Erachtens (!!!!) unmöglich ein Produkt mit 65% oder 85% Boswelliasäure oder Boswelliasäuren, das ist ausgeschlossen meines Wissens nach.

Aus einem einfachen Grund:

Der Säureanteil des Weihrauchs mag bei 60% liegen, bei einem Extrakt, also zum Beispiel einem Weihrauchextrakt, das durch Ethanol gewonnen wird, kann der Säureanteil auch höher liegen. Oder von vorne: Weihrauch besteht aus Gummen (Schleimstoffe etc.), Harz (Säure etc.) und ätherischen Ölen.  Bei einer Extraktion (mit z.B. Ethanol) soll die Gummen und andere “unnütze” (gibt es meines Erachtens auch nicht) Inhaltsstoffe des Weihrauchs entfernt werden. Der Alkohol wird dann bei der Extraktion wieder verdampft und am Ende bleibt einigermaßen reine Säurebestandteile übrig.

In dem Extrakt befinden sich dann auch die Boswelliasäuren. Aber: Die Boswelliasäuren machen nur 10-20% des Säureanteils aus. Diese Boswelliasäuren jetzt nochmal aus den allgemeinen Säuren zu isolieren, ist ausgesprochen schwierig und teuer. Ich gehe davon aus, dass die Hersteller dieser Weihrauchpräparate einfach nur alle Säuren zusammenmischen (also andere Säurefraktionen und Boswelliasäuren) und die Gesamtanzahl der Säuren auf ihre Verpackungen schreiben. Der Anteil der Boswelliasäure liegt also nicht bei 80%, sondern dennoch bei vielleicht 20%

Ich hoffe, dass ich mich nicht zu umständlich ausgedrückt habe.

Wie bei vielem anderen auch werden Marketinginstrumente genutzt, um ein Produkt zu verkaufen. “Besonders hoher Anteil an AKBA-Säure” (um ein Beispiel zu nennen) oder eben auch “80% Boswelliasäuren”. Die Kunden springen darauf und und kaufen das Produkt. Über die Wirksamkeit des Präparats sagt dies aber nichts aus.

Zu Ihrer Erkrankung: Bitte verstehen Sie, dass ich hierzu keine Angaben machen darf und möchte.

Liebe Grüße

Georg

P.S. Es ist nicht verwerfliches ein Weihrauchextrakt anzubieten. Wissenschaftlich betrachtet sind die Gummen wertlos. Aber wie es zu diesen 85% kommen soll, ist mir schleierhaft!

 

18.4.2019:

Eine neue Untersuchung hat meine Vermutung bestätigt, dass viele Anbieter von Weihrauchkapseln einfach die Säuren zusammenzählen und somit die Aussagen von hohen Prozentsatz der Boswelliasäuren vermutlich falsch sind. Außer es gibt ein Exktraktionsverfahren, dass die Boswelliasäuren potenziert. Ein indischer Serrata hat vieleicht einen Anteil von 20% Boswelliasäuren, wie daraus 60 oder 80% werden sollen, ist mir schleierhaft. Eine neue Studie bestätigt nun den Verdacht. Ich übersetze einmal frei und füge einen Link zur Studie bei:

 

“Die Quantifizierung dieser aktiven Moleküle ist eine Voraussetzung für die Prüfung der biologischen Wirkung eines Phytoextrakts aus B. serrata . Das erste Ziel dieser Studie war daher, das BA-Profil durch die Quantifizierung von KBA und β BA zusätzlich zu AKBA besser zu charakterisieren . Die in Extrakt A bestimmten BA-Konzentrationen liegen im Bereich der von anderen Autoren berichteten [ 24 – 26 ]. AKBA und KBA werden als Marker verwendet, um die Qualität von B. serratasicherzustellenTrockenextrakte, aber ihre Konzentrationen zeigen große Variabilität in kommerziellen Produkten, die im Allgemeinen 65% der BAs beanspruchen. Im Allgemeinen stellen BAs nur einen Prozentsatz der gesamten organischen Säuren dar, deren Konzentrationen durch unspezifische Titrationsmethoden bestimmt werden, und folglich ist der beanspruchte Gehalt von 65% BAs absolut unrealistisch, wie kürzlich auch von anderen Autoren erwähnt wurde [ 24 , 25 ]. . In Extrakt G wurden im Vergleich zu Extrakt A sehr niedrige Prozentsätze von KBA und β- BA gefunden. Dieser wässrige Extrakt war auch durch niedrige AKBA- und niedrige Polyphenolkonzentrationen gekennzeichnet [ 14 ], was erneut die Bedeutung des Extraktionsverfahrens für die Phytokomplexzusammensetzung bestätigt.”

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6036794/