Ich habe bereits letztes Jahr gehört, dass es Gruppen gibt, die sich bemühen Weihrauch unter die bedrohte Arten zu listen (Cites). Als ich von einer Informantin dann die Unterlagen der Cites-Sitzungen erhielt, war ich schockiert. Gerade eine bekannte Firma, die ätherische Öle im MLM vertreibt und hunderte Millionen USD nur mit ihrem Weihrauchöl pro Jahr umsetzen, waren bei den Gesprächen und Beratungen dabei. Das Tragische und Absurde daran ist: Diese Kosmetik/Öl-Firma ist selbst für die Überernte von Weihrauch verantwortlich, da diese Firma jedes Jahr hunderte Tonnen Weihrauch aus Somalia beziehen, von einem Exporteur, der dafür bekannt ist Menschen und Bäume auszubeuten. Aber dies ist ein anderes Thema, ein anderes trauriges Thema.
Nun zurück zu Cites: Es gab schon mehrere Sitzungen bei Cites und das Ziel ist es die Weihrauchbäume unter die bedrohte Art zu listen. Dies würde für zahlreiche Völker dieser Erde ein riesiges Problem darstellen, denn teilweise gehört Weihrauch zu den größten Exportgütern verschiedener afrikanischer aber auch arabischer Länder und abertausende Familien beziehen ihr Einkommen direkt und indirekt vom Handel mit Weihrauch.
Ein Handel mit Weihrauch unter Cites wäre zwar nicht unmöglich, solange man offizielle Dokumente für die Aus und Einfuhr von Weihrauch hat, doch zu 95% wäre der Handel drastisch erschwert. Für diese Firma, die Cites gerade berät, wäre eine Listung von Weihrauch als bedrohte Art kein Problem, denn bereits seit einem Jahr laufen hier Vorbereitungen, dass eine Listung unter Cites diese Firma nicht betrifft und diese Firma die notwendigen Genehmigungen erhält.
Ein befreundeter Wissenschaftlicher fragte mich: “Georg, wäre das denn so schlimm, wenn Weihrauch als bedrohte Gattung gelistet wird?” Manchen Weihrauchbäumen geht es tatsächlich nicht so gut, also wäre es doch gut, wenn Weihrauch unter die bedrohte Art kommen würde?! So einfach ist es nicht. Es gibt bestimmten Arten, die wirklich als “bedroht” bezeichnet werden könnten. Das beste Beispiel ist der Boswellia papyrifera aus Äthiopien. Den Bäumen in Äthiopien geht es miserabel, schon seit vielen Jahren. Hier ist auch die Überernte Schuld, auch wenn die Überernte alleine nicht für den desolaten Zustand der Bäume verantwortlich sind. Auch in manch anderen Regionen dieser Erde gibt es teilweise eine Überernte von Weihrauch, doch hier sollte man auf das Wort “teilweise” achten. Denn ganz logisch betrachtet, haben die Händler nichts davon, wenn die Bäume auf Grund von Überernte sterben. Deswegen wird meistens auch überall die Tradition eingehalten, dass die Bäume nach 1-2 Erntejahren auch wieder ein Jahr Zeit haben sich zu erholen.
Einige Weihrauchbäume (vor allem Boswellia neglecta) können sowieso in keiner Weise als bedroht bezeichnet werden, denn die Ernte ist nachhaltig. Es wird nur das Harz entnommen, das der Baum durch natürlich Einflüsse und Verletzungen gibt.
Wozu dann das Theater, fragt man sich? Ich möchte nicht behaupten, dass das Cites Komitee nicht gute Absichten hat, natürlich haben sie gute Absichten, denn sie wollen die Natur schützen. Doch die Mitglieder und Entscheidungsträger interessieren sich halt nur für die Natur und nicht für den Menschen. Des Weiteren spielt diese Firma eine große Rolle in dem Ganzen und hier geht es um Macht. Wie so oft im Leben.
Die Cites-Sitzungen wurden auf November 2022 vertagt. Bis dahin hoffe ich, dass sich genug Menschen zusammenschließen, damit eine Listung verhindert wird.
Sicherlich wird sich ein Leser fragen, ob ich nicht selbst gerade aus Eigeninteresse gegen eine Listung bin. Schließlich importiere ich Weihrauch aus aller Welt (raeucherwelt.de) und mein Geschäft wäre kaputt, wenn ich nicht mehr mit Weihrauch handeln könnte. Diesen Zweifel verstehe ich gut und ja, es würde mich finanziell betreffen. Doch das ist nicht der Grund, wieso ich gegen eine Listung bin. Ich bin gegen eine Aufnahme von Weihrauch in der Liste der bedrohten Arten, weil hier alle Weihraucharten als bedroht betrachtet werden, obwohl nur eine Art wirklich bedroht ist. Und selbst in Äthiopien wird seit vielen Jahren etwas gegen die Überernte übernommen und z.B. Plantagen angelegt. Natürlich müssen wir aufpassen beim Weihrauch, gar keine Frage: So geht es nicht weiter in vielen Ländern. Aber der Welt die Möglichkeit zu nehmen dieses heilige Harz zu nutzen oder gar die Menschen in den Ernteländern ihre Existenz zu nehmen, das halte ich für falsch.